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Prolog

1. Kapitel – Die Ankunft

Nicklas schlug die Augen auf. Durch das mit Jalousien verdeckte Fenster schien sich der Morgen anzukündigen und das eindringende Licht tauchte das Zimmer in einen schummrigen Zustand. Er setzte sich langsam vom Sofa auf. Auf diesem musste er eingeschlafen sein. Seltsam fühlte er sich. Irgendwie leicht benommen. Er überlegte. „War ich gestern Nacht unterwegs? Hatte ich einen Auftritt?“

Es wäre kein Wunder gewesen, wenn Nicklas mit seinen Freunden die Nacht in irgendeinem Club verbracht hätte. Er stand auf die stampfenden Beats elektronischer Musik, auf die Ekstase inmitten der Tanzfläche und all den Paradiesvögel, welche die Nacht so zu bieten hatte. Wenn er nicht als Gast unterwegs war, dann stand er selbst an den Plattentellern. Er liebte die Musik, die Nacht und die Clubs mit ihrem ganz eigenen Zauber. Allerdings konnte er nichts mit diesen Hypertrendy-Läden der letzten Jahre anfangen. Er fühlte sich nicht wohl in Gesellschaft von Egozentrikern und Frauen mit mehr Eitel- als Weiblichkeit. Für ihn war Ambiente nicht die weise Ledercouch, auf der man sich mit seinem zu teuren Drink räkeln konnte. Er bevorzugte Clubs mit dem Flair einer Fabrikhalle und mit Gästen, die authentisch waren.

Doch war diese letzte Nacht auch eine dieser Nächte gewesen? Er fühlte sich danach. Irgendwie mit einem Gefühl, als ob es ein Drink zu viel war. Nur ohne Kopfschmerzen. Er stand auf und ging rüber zum Küchentresen. "Ein Kaffee, das ist genau was ich jetzt brauche" dachte er. Er griff zu dem Wasserkocher, der auf dem Tresen stand. Ein eckiges Ding aus Metall. Er musste an den blechernen Holzfäller aus „Der Zauberer von Oz“ denken. Er brachte öfters solche seltsamen Assoziationen zustande. Das lag wohl an seiner ausgeprägten Fantasie. Bei irgendeiner Session mit Freunden, bei der elektronische Beats im Hintergrund liefen und die Stimmung durch einen Joint angenehm erwärmt wurde, da erbrachte er auch solch einen seltsamen Anfall von überschüssiger Fantasie. So erklärte er irgendwann mitten in die Runde, er hätte gerade ein Bild in seinem Kopf, welches sich durch die gerade laufende Musik geformt habe. Drei Schildkröten im schwarzen Anzug und mit Sonnenbrille, so wie die der Blues Brothers, aufrecht stehend und sich bewegend wie im Musikvideo „i can't dance“ von Genesis. Es war ganz sicher nicht „i can't dance“, was da im Hintergrund lief. Es war irgendwas aus der Technoecke, Laurent Garnier vielleicht, aber es war nicht Genesis. Die Gesichter seiner Freunde waren bei diesem geistigen Ausbruch an kreativen Schwachsinn entsprechend amüsiert. Aber sie waren so etwas ja von ihm gewohnt. Bei der richtigen Stimmung konnte sich schon eine Menge dieser Art des Schwachfugs ansammeln.

Nicklas füllte Wasser in dies seltsam anmutende Gefäß und stellte den Kocher an. Er hielt inne. Sein Verstand, immer noch in diesem seltsamen Zustand aus Betäubung und Trägheit, regte sich nun langsam. "Das ist nicht mein Zuhause" ging es ihm durch den Kopf. "Aber, wenn es nicht mein Zuhause ist, warum bewege ich mich in diesen Räumen als wäre es dies? Wieso ist der Griff zum Wasserkocher so selbstverständlich?" Er schaute sich um.

Das Zimmer war ihm unbekannt und dennoch vermittelte es ihm ein heimisches Gefühl, als ob er seit Jahren darin leben würde. Die Möbel und anderen Einrichtungsgegenstände hatten alle diesen 70er Jahre Touch. Hässliche, sesselähnliche runde Stühle aus Plastik mit Kissen darin. Über der orangenen Couch waren 3 rote Kugeln an die Wand montiert, scheinbar Lampen. Darunter zierte eine Art Tapete mit einem Muster bestehend aus mehreren in sich vereinten Kreisen die Wand. Die Farbauswahl war furchtbar. Die Kreise bestanden aus Gelb, einem dunklen Orange, Braun und Schwarz. Der Geschmack der 70er war in diesem Raum so präsent, als ob die Zeit in ihm nie weitergelaufen sei. Dies alles entsprach ganz sicher nicht seinem Geschmack und dennoch spürte er Vertrautheit mit diesem Ort.

„Wo bin ich hier?“ dachte er. Sein Verstand wurde zunehmend klarer und doch blieb sein Blick seltsam weich gezeichnet. Es war, als ob zu den Rändern seines Blickfeldes jemand mit Photoshop einen Weichzeichner verwendet hätte. Bei jeder Bewegung schlierte es ein wenig nach, also ob man mit dem Wischfingertool nachhilft.

„Was ist hier verdammt noch mal los?“ sagte er laut vor sich hin.
„Ich träume, oder?“
„Was soll es sonst sein? Doch warum fühle ich mich so real, wenn dies doch nur ein Traum ist?“
Er kannte Träume, die sich real anfühlten. Doch diesmal war es anders. Das Gefühl was er sonst hatte war immer mit dem Gedanken gekoppelt, dass er nur träumte. Er war sich immer stets bewusst, dass es nur ein Traum war. Doch jetzt fühlte sich genau dieser Gedanke ganz anders an. Es fühlte sich an, als ob er daran glauben wollte, es aber nicht funktionierte, weil es so nicht war.

Der Wasserkocher machte sich auf einmal mit einem lauten Blubbern und jeder Menge Wasserdampf bemerkbar. Nicklas drehte sich zum Kocher um und ließ seine Hand durch den Wasserdampf gleiten. Er fühlte die Hitze und Nässe. Er fühlte sie wirklich. Doch konnte dies wirklich sein? Wenn dies ein Traum wäre, dann könnte er all dies doch gar nicht in dieser Form spüren. Doch was könnte es denn sonst sein? Hatte er letzte Nacht von jemandem was in seinen Trink bekommen? Eine Droge? Eine die Halluzinationen verursacht? Er hatte nie irgendwelche Drogen konsumiert, er hätte nicht sagen können wie sich so etwas anfühlt. Gut, einen Joint, dass kannte er. Aber sonst war ihm die große Welt der bewusstseinsverändernten Stoffe fremd. Vielleicht ist er auch unter Drogeneinfluss verschleppt worden? Die wildesten und absurdesten Gedanken rannten auf einmal durch seinen Kopf. Es änderte dennoch nichts an den seltsamen Gefühlen und der Stimme, die ihm in seinem Unterbewusstsein sagte, alles ist nur ein Traum. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein Traum suggeriert, dass man sich an einem Ort aufhält, den man noch nie gesehen hat, aber dennoch sehr gut zu kennen scheint. Genau dieses Gefühl war es, welches er jetzt in diesem Moment spürte.

Das Einzige was Ihm bei dem Thema Träume noch in den Sinn kam, waren die „Nightmare on Elmstreet“-Filme. Doch an diesen Horrorfilmquatsch glaubte er nun wirklich nicht. Die Frage ist also, was steckte wirklich dahinter. Ein Experiment ohne sein Wissen? Oder gab es gar Dinge, die einem bisher unbekannt waren, weil alleine der Gedanke daran zu abwegig klang.

Er schaute sich im Zimmer um. Das Fenster direkt hinter den Küchentresen war mit Jalousien von außen verdeckt. Die Schlitze ließen gerade mal so viel Lichter herein, dass man den Raum einigermaßen sehen konnte. Die Sonne schien aufzugehen, doch ein Blick durch einen der Schlitze brachte keine Erkenntnis. Nur ein helles Leuchten war zu sehen. Er schaute links und rechts vom Fenster, aber es gab keine Schnur oder Kurbel mit der er die Jalousien hätte hochziehen können. Sein Blick schweifte weiter durch das Zimmer. Auf dem Tisch vor der Couch stand nur eine leere Vase. Sonst bot der Raum nichts Interessantes außer seinem furchtbaren Ambiente. Da fiel ihm die Tür am Ende des Raums auf.

„Eine Tür führt immer wohin“, dachte er.
„O.k. Tür. Dann zeig mir mal wo du mich hinbringst.“

Er schritt auf die Tür zu und umschloss fest die Klinke mit seiner Hand. Langsam drückte er sie nach unten und zog die Tür nach innen auf. Helles Licht schwappte wie Wasser über den Rahmen und lies den Raum erstrahlen. Obwohl dieses Licht so hell zu sein schien, konnte man hineinblicken. Es war nicht unangenehm in den Augen, wie man es sonst von einem Blick in die Sonne kannte und ähnelte am ehesten einer Flüssigkeit. Nicklas musste sofort an Stargate die TV-Serie denken, nur dass dies hier kein Sternentor war und die wasserähnliche Substanz wirklich hell und weiss wirkte mit einem bläulichen Oval in der Mitte. Er nahm seine rechte Hand und führte sie langsam in die Nähe der Oberfläche der Substanz. Er erwartete, dass er vielleicht Wärme spüren würde, doch er spürte rein gar nichts. Als er mit seiner Hand fast die Oberfläche berühren konnte und ihn nur noch wenige Zentimeter davon trennten, da schien die Substanz zum Leben zu erwecken. Kleine weisse leuchtende Fäden bildeten sich von der Oberfläche in Richtung seiner Hand und fingen an sie zu umschlingen, als ob es dünne Schlangen wären. Er zog sein Hand wieder zurück und vollführte es dann mit Staunen noch einmal. Wieder entstanden diese Fäden und umschlungen seine Hand. Er sah es passieren, doch er spürte es nicht und es war ihm auch nicht unangenehm.

Er zog die Hand wieder weg und drehte sich noch einmal um, um das Zimmer zu betrachten. Das Licht füllte den Raum aus und nur sein Schatten verbarg die Mitte des Zimmers.

„Diese Tapete ist wirklich schrecklich“, dachte er.

Er drehte sich wieder zur Tür und schaute in das Licht. Sein Herz schlug kräftig und sein Magen vermittelte diese Gefühl, was man kurz vor einer Achterbahnfahrt hatte und doch sagte es ihm, er könne in das Licht gehen. Langsam trat Nicklas mit einen Fuß auf die Schwelle. Kurz hielt er noch inne und zog dann bedächtig den anderen Fuß nach und bewegte seinen Körper in das Licht. Dann war er über die Schwelle getreten.

Ohne sein Zutun schloss sich scheinbar die Tür hinter ihm, denn er hörte ihr Einrasten. Umso weiter er nach vorne trat umso mehr verflüchtigte sich das Licht, welches ihn umgab und strömte in Fäden nach allen Seiten auseinander. Es war, als ob sich ein Stoff in sein Garn auflöste.
Er hörte erneut ein Einrasten, doch es klang diesmal anders. Kräftiger und behäbiger klang es diesmal. Er drehte sich instinktiv um und staunte nicht schlecht. Er erwartete eine biedere Tür eines Wohnkomplexes oder ähnliches, eben solche durch die er gerade geschritten war, doch er fand etwas ganz Anderes vor. Die Tür, der er gegenüber stand war eine rustikale alte Holztür mit verzierten Eisenbeschlägen. Sie war groß, kräftig und erinnerte an eine alte Schlosstür aus dem Mittelalter. Sie war so gar nicht was er erwartet hatte. Der eben noch weich gezeichnete Blick, den er zuvor verspürte war nun verschwunden. Er stutzte und vernahm nun all die Geräusche, die um Ihn zu hören waren. Es klang wie vielfältiges Murmeln aus Gesprächen. Es klang nach vielerlei Aktivitäten und Treiben.
Langsam begann er sich umzudrehen. Er stand auf einer Art Gang, der sich zu seiner Linken und Rechten so weit das Auge reichte erstreckte. Die Wand in der die Tür eingelassen war bestand aus großen Steinblöcken und war in gleichmäßigen, größeren Abständen mit ebensolchen Türen versehen. Sein Blick richtetesich weiter geradeaus und vor ihm baute sich ein unglaubliches Bild auf. Nach dem bisherigen Erlebten rechnete er mit allem Möglichen, doch was Nicklas nun zu sehen bekam war noch seltsamer, als es das 70ger Jahre Zimmer war.

Sein Blick erhob sich über ein schlichtes Metallgeländer hinunter in eine Art riesige Halle. Es musste eine Halle sein, denn weit oben gab es eine Kuppel. Auch wenn die Dimensionen riesig waren, so war es eindeutig eine Art Kuppel. Irgendwie erinnerte es Ihn an einen Bahnhof. Er erkannte auch unten am Boden so etwas wie ein paar Bahngleise, doch wenn dies ein Bahnhof war, dann sprengte dieser all seine Vorstellungskraft. Er kannte den Frankfurter oder den Leipziger Bahnhof und diese waren nicht unbedingt klein. Doch dieser hier erstreckte sich ins Unendliche. Seine Form schien rundlich zu sein, auch wenn er das Ende nicht erblicken konnte. Um die Bahngleise waren Häuser und Gassen zu erkennen. Eine ganze Stadt erstreckte sich dort unten vor seinem Auge. Es schien auch so, als ob man verschiedene einzelne Abschnitte innerhalb dieser Stadt erkennen konnte, welche sich aber in Architektur der Gebäude unterschieden.

Er schaute wieder zur Kuppel hinauf. Er konnte nicht sagen wie hoch genau diese in etwa war, aber es war verdammt hoch. Durch die riesigen gläsernen Bögen der Kuppel fiel Licht herein. Helles Licht, dass seine Strahlen, wie durch dunkle Wolken in die Halle warf. Sein Blick schweifte umher und was er sah schien keine Begrenzungen erkennen zu lassen. Am ehesten konnte man dieses Gebilde mit einem Stadion vergleichen, nur dass dieses hier um ein vielfaches größer, so wie umschlossen von einer Wand mit zig Stockwerken anstatt der Zuschauerplätze, war. Er schritt nach vorne und schaute über die Brüstung nach unten. Unter ihm schien es 8 oder 9 weitere Stockwerke zu geben und sein Blick nach oben verriet ihm, dass es auch dort nochmals unzählige Stockwerke gab. Nun schaute er hinunter in die riesige Halle und lies seinen Blick konzentriert in dem Treiben wandern. Es herrschte reger Verkehr da unten und überall wuselte es nur so von Geschöpfen. Er glaubte seltsame Wesen und auch Tiere in den Straßen und Gassen zu erblicken, konnte es aber nicht genau sagen, da alles so winzig von hier oben war. Ungläubig über das Gesehene trat er einen Schritt in den Gang zurück.

Doch noch bevor Nicklas einen klaren Gedanken fassen konnte wurde er unsanft zu Seite gestoßen.

„Pass doch auf.. und steh hier nicht so blöd rum“, hörte er eine krächzende Stimme sagen, sprang zu Seite und eher er sich versah, rannte oder besser sprang ein koboldähnliches Wesen an ihm vorbei. Das Wesen ging ihm gerade mal bis zum Bauch. Es hatte altertümlich anmutende Kleidung an. Ein ledernes Oberteil, darunter ein weisses Hemd, eine ebenso kurze lederne Hose mit einem breiten schwarzen Gürtel an dem allerlei kleine Beutelchen hingen. Es trug keine Schuhe und die Beine waren kräftiger als man es erwartet hätte. Das Wesen hatte eine Schriftrolle in der Hand auf der es, während es weiter rannte, hastig zu lesen schien. Nachdem es noch ein gutes Stück gerannt war, blieb es vor einer der Türen stehen. Nach einem kurzen wiederholten Blick auf die Schriftrolle öffnete es die Tür, aus der wieder das helle Licht erstrahlte und verschwand in dieser. Kurz drauf öffnete sich eine andere Tür und ein anderes dieser Wesen trat mit gleißendem Licht heraus. Die Tür schloss sich und das Wesen bewegte sich in dieser Mischung aus Laufschritt und Springen auf ihn zu. Es kam nun immer rascher in Nicklas Richtung und als es ihn schon fast erreicht hatte, stellte er sich an die Wand und machte Platz. Das Wesen hastete an ihm vorbei. Doch währenddessen bemerkte Nicklas den ungläubigen Blick des Wesens, der in seine Richtung wanderte. Er war sich allerdings sicher, dass sich sein Gesichtsausdruck wesentlich dümmer darstellte als der des Wesens. Er versuchte diesen Kobold, oder was immer es auch war, genauer zu betrachten. Es hatte in der Tat koboldähnliche Züge, wie er es sich aus Fantasyromanen vorstellte. Spitze leicht abstehende Ohren, dunkle fast schwarze Augen, die jedoch nicht bedrohlich wirkten. Die Nase war kurz, ein wenig spitz und bog sich nach oben. Auf dem Kopf, der spitz zulief, war ein Büschel Haare in einem hellen Orangeton. Die Hautfarbe war leicht grünlich, doch es hätte auch ein Blauton sein können. Wie auch bei dem anderen Wesen hingen an seinem Gürtel kleine Beutelchen, die beim Laufen hin und her wippten.

Noch fassungslos von dem, was er eben zu sehen bekam, rief er dem Wesen nun instinktiv nach.

„Hey Du. Warte mal.“

Das Wesen reagierte nicht. Es lief in den gleichmäßigen Schritten weiter und doch drehte es den Kopf noch einmal zu Nicklas. Es schien, als ob es ebenso ungläubig Nicklas wahr nahm, so wie er dieses Wesen. Das Wesen war kaum noch zu sehen, als es in eine Art Fahrstuhl einzusteigen schien. Dieser war am Außengeländer angebracht und schien all die Stockwerke miteinander zu verbinden. Er blickte über das Geländer und sah wie der Käfig aus Eisen in die Tiefe fuhr. Nun bemerkte er, dass auf der ganzen Etage sich immer wieder Türen öffneten und wieder schlossen, kleine Wesen heraus und hinein gingen, in Fahrstühle stiegen und auf dem Gang hin und her liefen. Ab und an hatte Nicklas das Gefühl manche dieser Wesen würden ihn von der Ferne aus mit seltsamen Blicken mustern.

Neben ihm öffnete sich plötzlich eine Tür und erneut kam aus ihm eines dieser Wesen. In gleißendem Licht stand es auf einmal vor ihm. Als es Nicklas sah ging es einen Schritt zurück. Die Augen des Wesens waren weit aufgerissen und starrten ihn mit einem seltsam verstörten Blick an. Das Wesen war einen Tick kleiner, als die anderen Beiden, die er aus der Nähe gesehen hatte. Das Büschel Haare auf dem Kopf war in einem Tiefrot und die Hautfarbe schien wirklich eher leicht bläulich als grün zu sein. Ansonsten trug auch dieser kleine Kerl dieselbe Art Kleidungsstücke wie die Anderen. Es schien sich wohl um eine Art Einheitsuniform zu handeln.

„Hallo“, sagte Nicklas in ruhigen Ton. Das Wesen stand wie versteinert einfach regungslos da. „Entschuldige, ich wollte Dir keine Angst machen“, sagte er in ruhigem Ton.
„Kannst Du mir sagen wo ich hier bin?“

Das Wesen schaute ihn an und seine Stirn schien sich nun in nachdenkliche Falten zu legen. Es neigte den Kopf leicht und seine Augen wanderten nun auf und ab. Es musterte Nicklas einige Zeit. Dann holte es tief Luft und sagte in leicht zittriger Stimme:

„Du..Du.. weißt es nicht?“
„Nein“, sagte Nicklas.
„Aber, woher kommst Du, dass Du es nicht weißt“, sagte das Wesen, dessen Augen immer noch musternd Nicklas anschauten.
„Nun, ich kam durch diese Tür und auf einmal stand ich hier. Mehr weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass dies nicht meine Welt ist.“
Die Augen des Wesens schienen nun noch größer zu werden, als sie es so schon waren und es holte erneut tief Luft.

„Was ist Deine Welt?“
Nicklas antworte. „Ich wohne in Frankfurt in Deutschland, aber so einen Ort wie diesen habe ich noch nie gesehen und ich habe keine Ahnung wie ich hierher gekommen bin.“
„Du bist durch die diese Tür gekommen?“ fragte das Wesen noch einmal prüfend und deutete auf die Tür neben Nicklas.
„Ja, dass bin ich“, sagte er.

Das Wesen schaute ihn mit offenem Mund an und konnte seine Verwunderung nicht verbergen.

„Du bist ein Mensch?“ fragte es nun in einer schon fast andächtigen Art.
„Ja. Ich bin ein Mensch. Mein Name ist Nicklas. Doch wer und was bist Du?“
„Ich… ich?“, stammelte es: „..ich bin Chepp ein Erschaffer. Einer aus dem Clan der Dorminats und dies ist wirklich nicht die deine Welt.“
Nicklas hatte schon mit so einer Antwort gerechnet. Denn sein Verstand war nun klarer, seine Sinne alle beisammen und er erinnerte sich auch, dass er sich Abends ganz normal schlafen legte und dann in dem 70er Jahre Zimmer wieder erwachte.
„Du bist hier am Sammelpunkt, doch Du darfst hier nicht sein. Kein Mensch darf hier sein. Niemals nie, darf ein Mensch hier sein. Außer Du bist….“, Chepp wirkte nun leicht verwirrt, nachdenklich und auch irgendwie beunruhigt.
„Oh je, wenn sie Dich finden, dann bist Du verloren.“
„Außer ich bin was? Wenn wer mich findet?“ unterbrach Nicklas.
„ppsst… die Dunklen“, gab Chepp in einem fast schon flüsternden Ton von sich.

Mit einem Mal schien Chepp aus seiner Starre erwacht zu sein. Packte Nicklas am Shirt und zog ihn den Gang entlang.

„Komm mit. Ich muss einen sicheren Ort für Dich finden, bevor Dich jemand bemerkt“, sagte er und zog Nicklas mit schnellen Schritten hinter sich her.
„Wenn Du ein Erschaffer bist, was erschaffst Du?“ fragte Nicklas leicht nach Atem ringend.
„Nicht jetzt, nicht jetzt….hmm.. hier…nein nein, dieser ist nicht gut… besser dort.. ah ja.. ich weiß wo“, hörte er Chepp vor sich hinmurmeln während sie an einer Tür nach der Anderen vorbei kamen. Dann öffnete er eine der Türen und wieder ergoss sich das helle Licht über den Türrahmen.
„Du musst Dich in Diesem verstecken. Ich werde Dich später schon wieder finden“ Sagte Chepp in hektischen Ton und schaute sich nach beiden Seiten ängstlich um.
„Wohin führt diese Tür?“ fragte Nicklas.
„Ich weiß nicht genau, es ist jedes Mal ein wenig anders, aber Dieser sollte sicher sein.“ Sagte Chepp
„Dieser?? Sicher??“ fragte Nicklas beunruhigt zurück und die Fragezeichen überseinem Kopf hätte sichtbarer nicht sein können.
„Ja, Dieser ist bestimmt sicher. Aber nimm dies. Es wird Dir helfen, wenn Du in Not kommst.“ Sagte er und gab Nicklas einen seiner Beutel vom Gürtel.
„Was mach ich damit?“ fragte Nicklas, während Chepp mit beiden Händen ihn versuchte durch die Tür zu schieben.
„Brich es wenn Du Hilfe brauchst!“ sagte er und gab Nicklas einen nachhaltigen Schubs in das Licht..

Wieder umschloss das Licht Nicklas. Er hörte das Klacken der Tür und im nächsten Augenblick verschwand das Licht in all den feinen Gebilden aus Fäden, so wie auch schon zuvor.
 

 

 

Prolog

 
Letzte Änderung: 18.08.2010 - 19:35:51