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Prolog

Prolog

Schweißgebadet und voller Panik riss Anna ihre Augen auf. Mit einem Ruck saß sie in Ihrem Bett und Ihr Atem ging flach und heftig. Ihr Herz schlug wie wild und ihre Gedanken versuchten sich zu ordnen, schafften es aber nicht wirklich.

Das Fenster zu Ihrem Schlafzimmer stand weit offen und der Wind spielte mit den Vorhängen. Der Mond erleuchtete mit seinem geheimnisvollen Licht die alte Eiche draußen im Garten. Es war eine laue Sommernacht und die Sterne wurden nur ab und an von ein paar Wolken verdeckt. Sie schaute auf die Uhrzeit. Es war kurz nach 2 Uhr. Sie musste also gerade einmal 2 Stunden geschlafen haben, doch es kam ihr vor als wären es fünf, sechs oder mehr gewesen. Ihre Müdigkeit, die sie am Ende des Tages gespürt hatte, war verschwunden. Nun saß sie in Ihrem Bett und ein aufputschendes Gefühl und Verwirrung zugleich, gingen Ihr durch und durch. Was war da gerade geschehen, dachte sie. Ein Albtraum wohl. Einer dieser Sorte, der einen mit Gefühlen in tiefe schwarze Löcher zieht. Der einen bewegungslos macht und Ängste schürt, die einen den Tag darauf und vielleicht darüber hinaus beschäftigen.

Anna kannte Albträume seit Ihrer Kindheit. Sie wusste im Laufe der Jahre wie man damit umging. Als kleines Mädchen träumte sie, dass eine Horde Geister ihre Eltern entführt hätte. Sie war gerade 7 Jahre alt geworden und liebte Geistergeschichten, doch diesen Traum, den liebte sie nicht. Weinend ist sie in der Nacht erwacht, doch ihr Stolz lies Ihre Tränen in Ihrem Kopfkissen versinken. Sie wollte ein großes Mädchen sein und sich nicht von einem Traum beängstigen lassen. Doch dieser Traum tat es. Sie liebte Ihre Eltern über alles und ein Leben ohne sie konnte sie sich nicht vorstellen. Doch der Gedanke daran schmerzte so sehr und machte ihr eine befremdliche Angst. Sie wusste, dass es nur ein Traum war. Eine Geschichte aus einer anderen Welt, wie Ihre Mutter Ihr erzählt hatte. Einer Welt, in der sich die Gedanken der Menschheit treffen und zu uns, in all diesen surrealen Bildern, zurückkehren. Bilder die so stark sein können, dass man sie fast spürte und fühlen konnte. Die guten und die schlechten Dinge.

Der Traum der Entführung ihrer Eltern war definitiv einer der Träume mit einem schlechten Beigeschmack. Sie vergrub damals ihr Gesicht tief in ihr Kopfkissen und ihren Plüschhasen Kolle drückte sie fest an sich, damit sie sich nicht alleine fühlte. Auch damals klopfte Ihr Herz wie wild vor Aufregung, so wie in dieser Nacht.

Doch etwas war anders, dachte sie. Albträume beschlichen sie immer mal wieder. Doch bisher ist sie damit gut umgegangen. Sie wusste mittlerweile, dass Träume nichts anderes sind als Hirngespinste unseres Unterbewusstseins. Selbst ein Freddy Krüger konnte ihr mit seinen Filmen keine Angst einjagen. Was sollte auch dieser Schwachsinn in seinen Träumen verletzt oder gar getötet zu werden. Sie war kein Freund solcher Horrorfilme und schaute diese nur aus Gefälligkeit mit Ihren Freunden.

Und dennoch spürte sie, dass diesmal etwas anders war. Ihr Atem hatte sich langsam wieder beruhigt und ihr Verstand wurde wieder klarer. Nun spürte sie auch diesen stechenden Schmerz, der von ihrer rechten Hand auszugehen schien. Sie hob ihre Hand und drehte die Innenfläche nach oben. Mit großem Erstaunen sah sie einen Dorn, der in Ihrer Hand steckte. Seine gekrümmte Spitze war einige Millimeter tief in Ihrer Haut. Sie zog den Dorn vorsichtig heraus und sofort bildete sich aus der Wunde ein runder Blutstropfen. Sie betrachtete den Dorn genauer. Er war zweifelsohne ein Dorn wie von einer Rose. Doch dieser hier war viel größer und seine Farbe schimmerte in einem leicht silbrigen Blau.

Nun war ihre anfängliche Verwirrung in anderer Weise wieder da. Sie begann sich zu erinnern. Sie erinnerte sich an ihn, an die Festung, an die dunklen Verfolger und sie erinnerte sich an eine Hecke voller blau schimmernder Rosen. Doch es war doch nur ein Traum, dachte sie. Nur ein Traum. Mehr nicht..
 

 

Prolog

 
Letzte Änderung: 18.08.2010 - 19:35:22